Das Projekt "FUTURE ICT"

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Kann mit mit Hilfe dieses Projektes die Weltwirtschaftskrise vorheregesagt werden?


Mark Zuckerberg, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Online-Netzwerks Facebook, hat kürzlich seine Vision vorgestellt: Facebook soll das Leben seiner Nutzer automatisch aufzeichnen – ihre Karriere, ihren Musikgeschmack, ihre Einkäufe und Beziehungen. Die Aufregung über soviel Datenspeicherung ist groß. Doch renommierte Wissenschaftler aus ganz Europa gehen sogar noch einen großen Schritt weiter: Sie wollen anhand unserer Internet- und Mobilfunknutzung eine Weltsimulation entwickeln, den „Living Earth Simulator“.
Der Soziologe Dirk Helbing von der ETH Zürich plant gemeinsam mit Kollegen von über 60 europäischen Forschungseinrichtungen öffentlich zur Verfügung stehende Daten zu sammeln, zu bündeln und auszuwerten. Die Wissenschaftler wollen ein Modell entwickeln, das das sozioökonomische Leben auf der Erde möglichst exakt abbildet – und Vorhersagen erlaubt.

So aufwendig wie man am Kernforschungszentrum Cern in Genf mit einem Teilchenbeschleuniger nach dem Ursprung des Universums sucht, soll die Weltsimulation die verborgenen Muster unseres gegenwärtigen Lebens vollständig aufdecken. Die Grundidee einer solchen riesigen Datenauswertungsmaschine hat der Science-Fiction-Autor Isaac Asimov bereits in den 50er Jahren in seinem Romanzyklus „Foundation“ entwickelt. Er nannte das Ganze Psychohistorik: eine Art wissenschaftliche Wahrsagerei.

http://www.futurict.eu/

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Alarmglocke schrillt vor der nächsten Krise

Der Soziologe Helbing ist überzeugt, dass die Zeit reif ist für ein übergreifendes Makromodell – ein Modell, das ökonomische, soziale und politische Modelle vereint und selbst Klima- und Umweltveränderungen einbezieht, mit Daten von überall her gefüttert. „Wir haben viel zu stark in spezialisierten Segmenten gearbeitet und dabei die Chance verpasst, ein systemübergreifendes Alarmsystem für Krisen einzuführen“, sagt er. Der hohe Preis für diese Ignoranz sei beispielsweise die jüngste Finanzkrise gewesen, vor der uns der „Living Earth Simulator“, seinerzeit hätte warnen können.

„Bis heute gibt es keine Modelle dafür, wie ökonomische Krisen eigentlich funktionieren – wo doch ausreichend Daten dafür vorhanden wären“, sagt der Sozialwissenschaftler. Im Idealfall lässt der Weltsimulator künftig eine Alarmglocke läuten, wenn sich irgendwo auf der Erde eine Krise welcher Art auch immer ankündigt.

Eine Milliarde Euro wird benötigt

Weil das Projekt viel Geld kostet, haben sich die Forscher des „Living Earth Simulators“ in einem EU-Wettbewerb um eine Milliarde Euro Fördergeld beworben, ausgezahlt über einen Zeitraum von zehn Jahren. „FuturICT“ haben sie ihr Projekt in der Bewerbung genannt, frei übersetzt: Informations- und Kommunikationstechnologie der Zukunft.

Tendenzen aber keine konkreten Vorhersagen

Doch wie hilfreich sind solche Frühwarnsysteme? Der Statistiker Michael Flynn weist darauf hin, dass Data-Mining Grenzen hat: „Abgesehen davon, dass man dabei die unzähligen Falschinformationen im Internet erst einmal herausfiltern muss, zeigen die Daten eher ein momentanes Stimmungsbild. Aus dem können Analysten zwar Tendenzen ableiten, aber sie können nicht unbedingt konkrete Vorhersagen machen.“

Eine Regime-Krise etwa müsse man sich wie ein Gummiband vorstellen, an dem ein Gewicht hängt. Es existiert eine Beziehung zwischen der Dehnung des Bandes und dem Gewicht: Wenn eine bestimmte Grenze überschritten ist, reißt das Band. Mit anderen Worten: „Der Zeitpunkt eines Umsturzes , oder ob er überhaupt stattfindet, entzieht sich jeglicher Mathematik“, so Flynn. Wann er stattfindet, hängt auch von handelnden Menschen ab. Und die sind im wahren Wortsinne häufig unberechenbar.

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Zuletzt aktualisiert: 13. Mär, 10:37

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