Angst vor dem Dominoeffekt nach der Umschuldung

Experten bewerten die Zwangsanordnung zum Anleihen-Umtausch in Griechenland als "Kreditereignis". Der Schuldenschnitt wird zur Feuerprobe für die Finanzmärkte.

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>Griechenlands Finanzminister Evangelos Venizelos: Er muss den internationalen Geldgebern beweisen, dass die Umschuldung richtig war

Griechenlands Umschuldung stellt die Stabilität der Finanzmärkte auf die Probe. Weil die griechische Regierung nun per staatlicher Zwangsanordnung auch jene Anleihe-Besitzer zum Umtausch zwingt, die sich nicht freiwillig an der Maßnahme beteiligen, bewertet der Derivateverband ISDA den Schuldenschnitt als unfreiwillig. Damit wird aus der Entschuldung ein „Kreditereignis“.

Das heißt: Besitzer von Kreditausfallversicherungen (CDS) auf griechische Bonds bekommen ihre Versicherungssummen ausgezahlt. Ein Problem könnte das allerdings für die Versicherungsverkäufer werden – in der Regel Banken oder andere Finanzdienstleister. Denn sie müssen den Schaden begleichen. Sollten sich einzelne Geldhäuser damit übernommen haben, könnte die Beinahe-Pleite Athens sie mit in die Tiefe reißen.

Um den griechischen Schuldenberg um mehr als 100 Milliarden Euro abzutragen, will die Regierung in Athen trotz der breiten Zustimmung zum Schuldenschnitt auch unwillige Gläubiger zum Forderungsverzicht zwingen.

Im schlimmsten Fall könnte sie dazu führen, dass ein Dominoeffekt entsteht, weil einzelne CDS-Verkäufer die Versicherungssummen nicht bezahlen können, dadurch Pleite gehen und andere Banken mit sich reißen.

Mit Schrecken erinnert sich die Finanzbranche noch immer an den Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes und die Pleite von Lehman Brothers. In deren Folge fiel der weltgrößte Versicherer AIG fast um, weil er zu viele CDS verkauft hatte. Mit hohen Milliardenhilfen durch die US-Regierung musste er gestützt werden, da die Pleite des Versicherungsriesen das gesamte Weltfinanzsystem mit sich zu reißen drohte.

So schlimm werde es dieses Mal nicht kommen, gibt man sich in europäischen Regierungskreisen recht hoffnungsvoll. Netto belaufe sich das Volumen der ausstehenden Kreditausfallversicherungen auf lediglich 2,6 Milliarden Euro. Zudem sei die Entscheidung der ISDA erwartet worden. „Es sollte also niemand unvorbereitet davon getroffen werden“, hieß es weiter. Jeder Finanzdienstleister habe daher ausreichend Zeit gehabt, entsprechende Vorkehrungen zu treffen.
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