95 Prozent der Gläubiger verzichten auf ihr Geld...

Griechenland hat ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Rettung erreicht: Den Schuldenschnitt. Mindestens 95 Prozent der Gläubiger haben auf über die Hälfte ihrer Forderungen verzichtet. Doch offenbar planen Hedgefonds einen juristischen Kunstgriff....
Schuldenschnitt für Griechenland: 95 Prozent der Gläubiger verzichten auf ihr Geld


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Griechenland wandelt weiter am Abgrund – jetzt aber wenigstens wieder aus eigener Kraft...

Der Weg für den griechischen Schuldenerlass ist wohl frei. Ein hochrangiger Regierungsvertreter sagte am Donnerstagabend, die Quote habe bereits eine Stunde vor Ablauf der Frist 95 Prozent betragen. Damit hat er Berichte des gut informierten griechischen Nachrichtensender Skai noch übertroffen. Der hatte nach Ablauf der Frist gegen 21 Uhr berichtet, 90 Prozent der Privatanleger würden auf ihre Forderungen gegenüber Griechenland verzichten. Ursprünglich war damit gerechnet worden, dass Griechenland nach dem erhofften Erreichen der 75-Prozent-Marke die restlichen Anleger zum Schuldenschnitt zwingen muss. Das Finanzministerium will das offizielle Ergebnis erst am Freitagvormittag vorlegen.

Die privaten Gläubiger wie Banken, Versicherungen und Hedgefonds verzichten nicht auf ihre kompletten Forderungen, sondern auf 53,5 Prozent ihrer Kredite. Machen tatsächlich 95 Prozent beim Schuldenschnitt mit, kämen so deutlich über 100 Milliarden Euro zusammen. Die Schulden Griechenlands sänken damit mit einem Schlag um rund ein Drittel. Zudem müsste Griecheland für die neuen Kredite seiner Gläubiger deutlich weniger Zinsen zahlen.

Erfolg zeichnete sich früh ab
Bereits am frühen Donnerstagabend zeichnete sich der Erfolg ab: „Wir haben gerade die 75 Prozent übertroffen und es geht weiter nach oben“, sagte ein Mitarbeiter des griechischen Finanzministers Evangelos Venizelos. Zuvor war befürchtet worden, dass sich mehr private Anleger dem Schuldenschnitt verweigern. Bestimmten Hedge-Fonds wurde nachgesagt, dass sie auf ein Scheitern der freiwilligen Umschuldung setzen, um dann bei Zwangsmaßnahmen der Athener Regierung Entschädigungen aus Kreditausfallversicherungen zu kassieren.

Am Freitag sprechen die Finanzminister
Die Euro-Finanzminister wollten sich am Freitag in einer Telefonkonferenz mit den Ergebnissen des griechischen Anleihetausch-Angebots beschäftigen. Auf der Tagesordnung steht die endgültige Freigabe des Anfang März grundsätzlich beschlossenen 130-Milliarden-Hilfspakets für Griechenland. Voraussetzung dafür war der erfolgreiche Schuldenschnitt.

Nach den bisherigen Planungen sollen dann am 12. März die verschiedenen Verträge zum Tausch der alten in neue Staatsanleihen mit langen Laufzeiten und günstigeren Konditionen unterzeichnet werden. Am 20. März werden Anleihen Griechenlands über 14,5 Milliarden Euro fällig. Ohne das neue Hilfspaket könnte das Euro-Land die Schulden nicht zurückzahlen.

Juristischer Kunstgriff der Hedgefonds?
Griechenland hängt bereits seit 2010 am internationalen Finanztropf und hatte damals Hilfszusagen von 110 Milliarden Euro bekommen. Bald danach zeigte sich aber, dass diese Kredite nicht ausreichen, um Griechenland dauerhaft vor der Pleite zu bewahren.

Mit einem juristischen Kunstgriff wollen einige Hedgefonds sich nach Informationen von Insidern der Umschuldung Griechenlands entziehen. Die Investoren hätten eine Möglichkeit entdeckt, die Regierung in Athen zur vollen Auszahlung bestimmter Schuldtitel zu zwingen, verlautete am Donnerstag von drei mit der Sache vertrauten Personen. Dies werde zwar den Schuldenschnitt in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro nicht behindern, könne Griechenland aber zu empfindlichen Zahlungen nötigen.

Den Kreisen zufolge geht es konkret um eine Anleihe der staatlichen Eisenbahn, die von der griechischen Regierung garantiert wird. Darin gibt es demnach eine Klausel, nach der die Gläubiger einen Zahlungsausfall feststellen können, wenn der Schuldner eine Umschuldung anstrebt. Dies eröffne den Bond-Besitzern die Möglichkeit, eine sofortige Auszahlung zu verlangen. Diesen Prozess einer vorzeitigen Fälligkeit könnten die Hedgefonds bereits am Freitag oder nächste Woche starten, hieß es in verhandlungsnahen Kreisen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Fonds sich einen ausreichenden Anteil an dem Eisenbahn-Bond gesichert haben, der ein Volumen von 412,5 Millionen Euro hat und eine Laufzeit bis 2013. Denn nur dann können sie nicht von einer Mehrheit anderer Bond-Besitzer gezwungen werden, sich an der Umschuldung zu beteiligen.

Zahlungsforderungen von insgesamt drei Milliarden Euro
Das Vorgehen der Hedgefonds könnte den Kreisen zufolge dazu führen, dass auch bei anderen griechischen Eisenbahn-Anleihen Klauseln zum Tragen kommen. Dann könnte Athen mit sofortigen Zahlungsforderungen von insgesamt drei Milliarden Euro konfrontiert werden, hieß es.

Um eine volle Auszahlung zu erreichen, versuchen Hedgefonds ihre Positionen in Hellas-Anleihen auszubauen, die nach investorenfreundlicherem ausländischen Recht aufgelegt sind. Die Bonds nach griechischem Recht hingegen ermöglichen es Athen, sogenannte Umschuldungsklauseln (CACs) in den Anleihenverträgen zu aktivieren und damit den Gläubigern ihr Angebot für den geplanten Tausch von Schuldtiteln aufzwingen. Etwa 15 Prozent der griechischen Anleihen über insgesamt 206 Milliarden Euro, die von privaten Gläubigern gehalten werden, wurden nach ausländischem Recht begeben. Die endgültigen Verhandlungen über den Schuldentausch bei Anleihen nach ausländischen Recht sind für Ende März geplant...

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